❌ Intensivierung der Seniorenarbeit in Gescher
Die CDU-Fraktion im Rat der Stadt Gescher beantragt, dass sich der Ausschuss für Generationen, Familien, Bildung, Kultur und Sport mit dem Thema Intensivierung der Seniorenarbeit1 in Gescher auseinandersetzt. Als erster Schritt wird die Verwaltung gebeten, dass das Konzept und die konkrete Arbeit des „Twickler Treffs“ durch die verantwortlichen Mitarbeiterinnen des DRK und im Ausschuss vorgestellt werden.
1Der Begriff Seniorenarbeit bezieht sich auf die verschiedensten Aktivitäten, Dienstleistungen und Unterstützungsangebote, deren Ziel es ist, die Lebensqualität und die soziale Einbindung älterer Menschen zu fördern. Dazu gehören Maßnahmen zur Sozialen Integration und Gemeinschaftsbildung, Bereitstellung von Beratung und Information zu seniorenrelevanten Themen, zum ehrenamtlichen Engagement, Vermittlung von Angeboten zum lebenslangen Lernen/Bildung, zur Förderung der Teilnahme an kulturellen und kreativen Aktivitäten, u.a.m.
Begründung: Unsere Gesellschaft wird älter – auch wenn der Kreis Borken nach wie vor ein sog. junger Kreis ist, weil wir im Kreis Borken entgegen vieler anderer Kreise noch eine relativ hohe Geburtenrate haben. Aber es wächst ebenso kontinuierlich die Generation der Menschen über 65 Jahre – auch in Gescher. Gem. der Statistik des Kreises Borken insgesamt sind 2023 73.857 Menschen 65 Jahre und älter, und die Zahl wird bis 2038 um 45,2% steigen (vgl. Bevölkerungsstatistik und Pflegebedarfsplanung 2023 des Kreis Borken).
Mit den demographischen Entwicklungen gehen Veränderungen in der sozialen Struktur unserer Gesellschaft einher, auch auf der kommunalen Ebene. Das Mehrgenerationenwohnen in einem Ort“ wird auch in Gescher weniger werden. Die „Kinder“ machen ihre Ausbildung, ihr Studium oft an anderen Orten und bleiben nach der Ausbildung dort oder müssen beruflich auch im Hinblick auf den Wohnort flexibel sein (steigende Arbeitsplatzmobilität). Damit brechen Familienstrukturen weg.
So leben immer mehr Menschen im Alter zu zweit oder allein. (Die Zahl der Single-Haushalte wächst auch in Gescher). Auch die nachbarschaftliche Hilfe ist heute weniger verfügbar oder verlässlich vorhanden. Ein großes Problem mit zunehmendem Alter werden dadurch oft die abnehmenden oder gänzlich fehlenden sozialen Kontakte, die Reduzierung des persönlichen Sozialraums und die Einsamkeit. Dies zeigen die schon bestehenden und gut frequentierten sozialen Begegnungsmöglichkeiten in Gescher, wie z.B. die Montagsfahrer, die offene Weihnacht, der monatliche Treff alleinstehender Männer.
Das alles ist ein Grund auch die älteren Bürgerinnen und Bürger mit ihren Interessen und Bedarfen für ein gelingendes Leben im Alter einmal mehr in den politischen Blick zu nehmen (neben den Kindern und Jugendlichen und den Familien). Im Rahmen eines sog. Quartierskonzeptes könnte man die Seniorenarbeit in Gescher aktivieren mit dem Fokus zunächst auf die drei Themenfelder: Soziale Integration und Gemeinschaftsbildung, Bereitstellung von Beratung und Information und ehrenamtliches Engagement. Ein solches Konzept wäre perspektivisch erweiterbar auf andere soziale Aufgaben, z.B. durch Kooperationen.
Einen ersten und auch den zentralen Schwerpunkt in einem solchen Quartierskonzept sehen wir in der Förderung der im weitesten Sinne sozialen Teilhabe. Kernbestandteil eines solchen Quartiersprojektes wäre damit ein sog. Treffpunkt (Räumlichkeiten) mit definierten Öffnungszeiten und Angeboten, die mit haupt- und ehrenamtlicher personaler Begleitung stattfinden.
In diesem Treffpunkt könnten Gemeinschaftsveranstaltungen für Senioren stattfinden, z.B. einmal pro Woche ein offenes Frühstück, ein Spiele-, Skat- oder Doppelkopfnachmittag, ein Lesezirkel, oder .... (je nach den Interessenslagen). Hier können auch gezielte Informationsveranstaltungen organisiert werden, zu Themen von allg. Interesse, z.B. zur Pflegeversicherung, zum Wohnen im Alter, zu barrierefreier Wohnraumgestaltung, etc.
Viele Menschen sind bereit sich ehrenamtlich zu engagieren, auch ältere Menschen, die sich entsprechend fit fühlen und sich gerne engagieren möchten, wissen aber vielleicht nicht, welche Möglichkeiten es überhaupt gibt. Durch den Treffpunkt könnte ehrenamtliche Arbeit vereinsübergreifend unterstützt oder vermittelt werden – Ansprechstelle für alle Menschen jeden Alters in Gescher, die ehrenamtlich tätig werden wollen oder für Vereine, soziale Einrichtungen etc., die Ehrenamtler für bestimmte Aufgaben suchen (sog. Ehrenamts-koordination).
Eine Abfrage im Rahmen der Konzepterstellung unter allen Bürgerinnen und Bürger über 60 Jahre in Gescher könnte die möglichen zu entwickelnden Angeboten der Seniorenarbeit konkretisieren und würde die Partizipation/Teilhabe der Betroffenen schon im Vorfeld aktivieren.
Hauptverantwortlich für den Treff muss ein/e hauptamtliche/r Mitarbeiter/in sein, aber auf jeden Fall kann und sollte der Treff nicht nur durch hauptamtliche, sondern auch unter Mithilfe ehrenamtlicher Mitarbeitenden organisiert werden.
Die Stadt Vreden hat z.Z. ein vergleichbares Konzept in ihrem „Twickler Treff“ zusammen mit dem DRK Kreisverband Borken umgesetzt.
Zur Finanzierung:
Es gibt verschiedene Möglichkeiten der externen Anschubfinanzierung durch die großen Lotterien (z. B. Glücksspirale, Aktion Mensch), die gerade für die Aufbauphase genutzt werden sollten. Nach der Anschubphase, wenn das Projekt erfolgreich etabliert wurde, bleiben aber auf jeden Fall Kosten bestehen (für die Räumlichkeiten und Personalkosten; letztere allerdings gegenüber der Anschubphase in deutlich reduziertem Umfang), die von der Stadt getragen werden müssen und deren Umfang letztlich durch die Konzeption bestimmt wird.
Im Vergleich mit den in den letzten Jahren neu geschaffenen Stellen, hält die CDU-Fraktion die möglichen Kosten einer solchen strukturell verbindlichen Seniorenarbeit im Sinne der
Lebensqualität älterer Menschen hier in Gescher für sehr sinnvoll eingesetztes Geld.